22./24.02.2025 Kolpingfaschnacht 2025
Der Blecker glänzt auch am Zuckerhut
© Rhein-Neckar Zeitung | Nordbadische Nachrichten | BUCHEN Montag, 24. Februar 2025
In 80 Tagen um die Welt: Die Kolpingfaschenacht bot auf den Spuren von Jules Verne eine musikalisch-humorvolle Reise der Extraklasse
Von Rüdiger Busch
Buchen. Jules Verne hätte bei so viel Einfallsreichtum seine Freude gehabt: Der französische Schriftsteller hat in seinen visionären Romanen zahlreiche technische Entwicklungen vorausgesehen. Wie kreativ und humorvoll die Akteure der Buchemer Kolpingfaschenacht am Samstag in der Stadthalle sein Werk „In 80 Tagen um die Welt“ interpretierten, war einfach nur famos.
Im Mittelpunkt stand wie gewohnt ein Schauspiel in drei Akten, in dem eine Reisegruppe aus dem Buchener Mehrgenerationenhaus auf unterhaltsame Weise die Welt erkundet. Aber auch die übrigen Nummern der Gesangs- und Musikgruppen zündeten mit einem Feuerwerk an gelungenen Einfällen. In bester närrischer Tradition wurden Missgeschicke augenzwinkernd, aber nie hämisch aufs Korn genommen.
Der Abend war ein Hochfest an Witz und Originalität, mit professionellen Einspielfilmen, einem sehenswerten Bühnenbild und das Ganze garniert mit Faschenachtshits und Schunkelrunden. Was allein die Musiker leisteten: grandios! Wo so viele Talente zusammenkommen, muss es die Kolping sein! Oder anders ausgedrückt: „Beim Kolping, do is es halt schö!“
„In 80 Tagen um die Welt“
> 1. Akt „Fernweh“: Der leicht ermüdende Vortrag „Der Odenwald“ von Prof. Dr. Brockhaus bringt die Besucher des Mehrgenerationenhauses auf die Idee, neue Horizonte zu entdecken. Dies ist wohl auch dringend nötig, denn so manche Odenwälderin ist sich sicher, dass Rio bei Osterburken liegt und eine Influencerin eine schwere Krankheit ist. Also auf zur Weltreise: Brockhaus verwandelt sich in einen stilechten Phileas Fogg, und schon könnte es losgehen. Aber von wo und wohin? Im Fernsehheft der RNZ finden sich nur Angebote für Bad Kissingen und Bad Mergentheim ...
> 2. Akt „Im Nationalpark“: Irgendwie hat es die Reisegruppe in die USA geschafft. Nett hier, aber mit Buche nicht zu vergleichen: Die Dicke Eiche in Heescht muss sich vor den Mammutbäumen nicht verstecken. Und der Brillenbär ... sieht der ned aus wie Landrat Brötel? Musikalisch bleibt es sowieso Deutsch: Rapper Cro und Karel Gott glänzen mit ihren Versionen einer Reise um die Welt. Spitzenklasse!
> 3. Akt „Am spanischen Zuckerhut“: Ist das die Christusstatue oder vielleicht doch das Mackert-Kreuz von Hettingen? Und auch beim packenden Auftritt der Samba-Gruppe kommt den Buchenern so einiges bekannt vor. Wo haben wir die dralle Tänzerin – unbestritten der Hingucker des Abends – schon einmal gesehen? Das Heimweh steigt, doch wie kommt die Gruppe nun schnell zurück nach Buchen? Zum Glück gibt es im Odenwald einen Logistikexperten: Fred bringt einfach den Blecker nach Rio, und die Sehnsucht nach Buche ist gestillt: Egal wo Du bist auf der Welt – Hauptsache, Du hast den Blecker im Herzen!
„Moritaten“
„Ja, ja, ja, ach ja, es ist traurig, aber wahr“: Den Moritatensängern blieb in und um Buche nichts verborgen: Der Nikolaus trägt einen echten Bart, zum Wendelinustag werden in Hollerbach jetzt auch Stallhasen gesegnet, in Köln treten nicht ordentlich behütete Huddelbätz auf, und für die Sicherheit der Eichhörnchen wird ein Seil über die Straße gespannt. Alles nicht zu fassen! Die treffenden Zeichnungen rundeten das Vergnügen ab. Da blieb am Ende nur eine Frage offen, die beim Kolping-Montagstreff in der Backstube Wittemann aufkam: Heißt es das oder der Mörbs? Hauptsache er schmeckt!
„Schorsch und Karle“
Die beiden Buchemer Welterklärer hatte es auf Hawaii verschlagen: Bier gibt’s dort bekanntlich nicht, doch dank der Gastro-Ape und Jens Jaegle konnten sie immerhin einen Cocktail genießen – ein gelungener Gastauftritt. Aus der Ferne blickten sie durch die närrische Brille auf die Heimat. In Hettingen hatte eine Kandidatin für den Ortschaftsrat versprochen, dass es wieder Theater im Ort geben soll. „Die hat Recht behalte“, so der trockene Kommentar. Aber auch die Kernstadt bekam ihr Fett weg: Sansenhecken wird zu „Monte Scherbelino“ und damit höher als der Wartturm. Und die neuen Radschutzstreifen haben immerhin etwas Gutes: Sie dienen dem angetrunkenen Radfahrer nach dem Wertschaftsbesuch als Orientierungshilfe ...
„Blaeck’R: Polarmission“
Wo sind die Polarlichter geblieben? Von Buche aus ging es für die unter anderem aus wahltechnischen Gründen leicht geschrumpfte Truppe zur Rettungsmission an den Nordpol – eine Reise, die mit Musikalität und Spielfreude glänzte und den ganzen Saal in Bewegung versetzte: links, rechts ... Was passiert, wenn an Faschenacht alle aus einem Becher trinken? Und wie a...kalt muss sich eigentlich der Blecker fühlen, wenn er nackt durch die winterlichen Straßen gezogen wird? Auch dafür hatte die famose Truppe bekannte Lieder treffend umgedichtet. Die Polarlichter konnten am Ende gefunden werden. Logisch, in Buche gibt es ja einen Lichter-Experten: Blinky kam eingeflogen, fand den richtigen Stecker, und die Erleichterung war riesengroß. „Wir ham’s geschafft: Der Himmel strahlt an Faschenacht!“
„Kolpinos 2025“
Wo Kolpingfaschenacht draufsteht, dürfen die „Kolpinos“ nicht fehlen: Die Schauspiel- und Gesangsgruppe war einmal mehr bärenstark. Drei Geschichten hatten sie dabei – inklusive passender Bilder und Requisiten. Die erste drehte sich um einen neugierigen Nachbarn, der unbedingt wissen wollte, auf welcher Baustelle denn die im „Reichsadler“ untergebrachten Handwerker arbeiten. Die daraus resultierende Verfolgungsjagd fand erst an der Autobahnauffahrt ihr Ende ... Ein gutes Ende nahm dagegen der Kriminalfall „Falschgeld in der Kollekte“ mit Pfarrer Balbach in der Hauptrolle. Aber aufgepasst: „Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht ...“. Aus diesem Behördendeutsch einen Ohrwurm zu basteln, das schaffen nur die „Kolpinos“ – oder vielleicht noch Mike Krüger. Als Höhepunkt des Auftritts ging es nach Hettingen zum Jubiläums-Festabend. Der Festumzug führte nur durchs Zelt – „Heddje ist halt einmalig uff de Welt“. Gespart wurde aber auch am Bierfass, so dass der Bieranstich ausfallen musste: „In Heddje gibt’s keen Bieranstich – nix mit gsuffa!“ Den holten die „Kolpinos“ kurzerhand nach: Da keiner der drei dafür prädestinierten Ortsvorsteher Otto, Rainer und Timo zur Verfügung stand, sprang Pater Daison in die Bresche.
Standing Ovations für alle Akteure beim großen Finale waren der verdiente Lohn für einen unvergesslichen Abend!
Info: Weitere Fotos: www.rnz.de/fotos
Fotos von Davorin Manovic:
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